Schwarze Küchenfronten – alles schwarz, oder was?

Von Christian Beer, 02.2020

Schwarze Küchenfronten

 

Alles schwarz, oder was? -  Schwarze Küchenfronten?!? - Ernsthaft?

 

Zugegeben: Anfangs konnte ich diesem Trend wenig abgewinnen. Auch räumte ich den dunklen Küchen oder gar schwarzen Küchenfronten kein besonders langes Dasein auf dem Küchenmarkt ein. Diese Meinung habe ich aber längst revidiert: 

 

Schwarze Küchenfronten sind das neue Highlight

 

In der Politik kämpft die Farbe schwarz aktuell um Ihre Berechtigung – nicht so im Küchenbereich: Schwarze Küchenfronten sind das Non-Plus-Ultra der zeitgemäßen Küche. 

 

ABER: Die schwarzen Küchenfronten müssen matt sein. Oder stumpfmatt. Was das genau bedeutet, dazu gleich mehr.

 

Passend dazu setzt sich schwarz bei allen Küchenteilen durch: Schwarze Küchenfronten, dazu Arbeitsplatten, (Glas)Rückwände, Geräte und Spülen in Schwarz, sogar Wasserhähne gibt es inzwischen in Schwarz. Schwarze Griffe und Griffleisten sind ebenfalls erhältlich.

 

Ist das alles nicht zu dunkel, alles in Schwarz?

 

Jein.

 

Natürlich hängt es sehr vom Raum ab, wie die Küche später wirken wird. Bei den heute üblichen offenen Wohnküchen lässt sich Schwarz sehr gut integrieren, ohne dass es den Raum optisch erdrückt. Denn bei aller Liebe zu schwarzen Küchenfronten & Co.: Wohnlich und harmonisch muss die Küche sein! 

 

Mit den richtigen Gestaltungselementen und Materialien gelingt das bei schwarzen Küchen wirklich hervorragend!

 

Für die richtige Planung, empfehle ich immer mit einem Küchenprofi zusammen zu arbeiten. Er weiß, worauf man achten muss, damit eine schwarze Küche nicht zu einem ‚schwarzen Loch‘ mutiert. Die wichtigsten Punkte habe ich hier zusammengefasst. 

 

 

Welches Material für die schwarzen Küchenfronten ist das Richtige?

 

Der Möbelmarkt hat in den letzten Jahren so viele neue Oberflächen hervorgebracht, wie nie zuvor. Damit meine ich jetzt nicht nur Farben, sondern tatsächlich verschiedenste, neue Oberflächen für Küchen, darunter auch ein ganz besonderes Produkt, in das wir uns sofort verliebt haben. 

 

Aber nehmen wir die einzelnen Möglichkeiten doch einmal genauer unter die Lupe: 

 

 

Matt-schwarze Folien

 

Schwarze Küchenfronten aus Hochglanzlack sind passé.  Hochglanzlack kennen Sie sicher von Klavieren. Er sieht edel aus, ist aber pflegeaufwendig, man sieht jeden Fingerabdruck und je nach Lichteinfall auch jedes Staubkorn. 

 

Noch schlimmer wird die Sache mit Folienfronten. Da schwarze Küchenfronten mit Folie überzogen sich statisch aufladen, ziehen sie den Staub an. Davon rate ich also dringend ab. Folien haben im hochwertigen Küchenbau nichts verloren. Dennoch verarbeiten viele industrielle Hersteller Folien, da sie einfach billig sind. Ganz schlimm ist es, wenn diese Folienfronten noch überlackiert werden und dann als ‚stumpfmatt lackierte Front‘ verkauft werden. 

 

Fragen Sie bitte beim Küchenkauf genau nach, was Ihnen da wirklich angeboten wird!

 

 

Lackierte Küchen

 

Lackfronten können Sie in verschiedenen Glanzgraden kaufen. Dass der neue Trend ‚stumpfmatt‘ heißt, darauf reagieren auch die Lackhersteller.  Vor kurzem hat die Firma Adler einen neuartigen Wasserlack herausgebracht, der mit stumpfmatter Oberfläche und einer Art Selbstheilung wirbt.

 

Bluefin Pigmosoft heißt das neue Produkt. Wir sind gerade das Produkt anhand mehrerer Musterflächen intensiv zu testen. Sollte sich der Test positiv herausstellen gäbe es eine zusätzliche, sehr interessante Variante für stumpfmatte schwarze Küchenfronten. Sehr interessant wegen dem eigenen Regenerationsprozess, der kleinere Kratzer über Nacht „heilen“ soll.

 

Stumpfmatte Lacke auf PUR und Wasserbasis sind schon seit vielen Jahren auf dem Markt. Diese haben jedoch ein gemeinsames Problem. Wenn Sie mit einem harten Gegenstand (z.B. Ring) über die Fronten fahren – glänzen diese durch die Verdichtung der Oberfläche auf. Dieses Aufglänzen kann nur durch erneutes Lackieren behoben werden.

 

Im Lackbereich bleibt es bei matten, schwarzen Küchenfronten spannend!

 

 

Schwarze Küchenfronten aus Schichtstoff

 

Ein Klassiker der schwarzen Küchenfronten sind Schichtstoffe (HPL), wie sie von der Industrie angeboten werden. 

 

Über die Qualitätsmerkmale dieser Materialien habe ich hier bereits geschrieben. Hier sind ebenfalls in den letzten Monaten viele neue Designs auf den Markt gekommen. Sie sind eine solide Wahl für schwarze Küchenfronten. Gerechterweise muss man aber sagen, dass diese Oberflächen nicht an den stumpfmatte Eleganz der neuen Oberflächen von Fenix & Co. heranreichen. 

 

Eine besondere Idee für schwarze Küchen in Kombination mit Holz sind beschichtete Fronten aus Multiplex. Sie sind liefern wiederum das ‚gewisse Etwas‘ durch den markanten Holzkern mit schwarzer Beschichtung. 

 

 

MDF

 

Schwarze Küchenfronten aus durchgefärbtem MDF (MDF ist üblicherweise braun, wird aber dann komplett schwarz durchgefärbt) sind eine sehr gute Alternative. 

 

Wichtig ist, dass die schwarzen Küchenfronten durch eine (stumpfmatte) transparente Lackierung geschützt werden. Ansonsten bekommen sie mit der Zeit durch die Reinigung oder an den Griffstellen eine leicht glänzende Oberfläche. Das sieht nicht schön aus. 

 

Zwei sehr interessante Effekte bei diesem Material lassen sich mit farbigen Lackoberflächen und unbehandelten Kanten bzw. Fräsungen in die Platten (z.B. für Griffnuten) erzielen. Die Oberfläche der Platten ist leicht changierend und wirkt sehr edel. 

 

 

Unser neues Lieblingsprodukt: Fenix

 

Fenix NTM von Arpa ist ein Produkt aus Italien, eines der ersten Produkte auf dem Markt mit einer wunderschönen, samtigen Oberfläche. Fenix NTM ist als Compactplatte sowie als Schichtstoff erhältlich und hat als Oberfläche eine spezielle Nanotechnologie, welche eine Art Selbstheilung bei kleineren Kratzern ermöglicht. 

 

Der Schichtstoff kann auf verschiedenste Trägermaterialien aufgebracht und als Front, Korpus oder sogar Arbeitsplatte verwendet werden.

 

Einen Schritt weiter geht die Fenix NTM Compactplatte. Diese Vollkernplatten eignen sich hervorragend für filigrane und dennoch stabile Arbeitsplatten, sowie als dünne Möbelfront. Als Möbelfront wird das Material noch relativ wenig verarbeitet, da es spezielle Scharniere und vor allem eine besondere Befestigungstechnik erfordert. Durch die geringe Plattenstärke können die Löcher nicht gebohrt werden. Eine Befestigung erfolgt durch gefräste Löcher.

 

Arpa hatte bis jetzt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal in diesem Bereich. Aber die Konkurrenz schläft nicht: Zahlreiche andere Anbieter wie Egger, Funder, Getalit und Pfleiderer drängen mit ähnlichen Produkten auf den Markt.

 

Wir haben inzwischen alle Marktführer verarbeitet und können ein relativ ähnliches, positives Zeugnis abgeben.

 

 

Anti-Fingerprint bei schwarzen Küchenfronten

 

Fast alle Hersteller werben mit einer Anti-Fingerprint Oberfläche. Funktioniert das?

 

Ja und Nein. 

 

Ja, man normale Fingerabdrücke wirklich so gut wie nicht. Und das ist wirklich eine hervorragende Leistung für die Oberfläche bei schwarzen Küchenfronten! 

Nein, weil auch Anti-Fingerprint Grenzen gesetzt sind. 

 

In der Küche hat man oft fettige Finger. Wenn die Küche nun grifflos ausgeführt ist, bleibt einem einfach nichts über als die Front anzutippen. Das sieht man. Abhilfe schaffen hier z. B. dezente Griffleisten in Metall. Das ist dann keine grifflose Küche mehr, aber definitiv pflegeleichter.

 

 

Was halten die neuen Oberflächen aus?

 

Die Widerstandsfähigkeit wird generell als sehr hoch angegeben. Aus unserer bisherigen Erfahrung kann ich das bestätigen. Unsere stark frequentierte Mitarbeiterküche (aus Egger Perfect sense) ist ein gutes Beispiel dafür.

 

Wichtig bei allen neuen Oberflächen ist eine saubere Verarbeitung und wie bereits erwähnt, eine spezielle Maschinentechnik. Alle Plattenmaterialien müssen unbedingt mit Diamantfräsern gefräst anstatt gesägt werden. Und was für ein schönes Ergebnis mindestens genauso wichtig ist: Eine Nullfugenkante.

 

Diese Nullfugenkante kann mittels Laser, Airtech, Plasma, NiR oder PUR Technik angefahren werden. Wir haben alle Verfahren getestet und schwören mittlerweile auf die PUR Technik. Hier erreichen wir eine feine Nullfugenkante bei dem mit Abstand besten feuchtebeständigen Ergebnis. Leider ist diese Kante am aufwendigsten in der Fertigung, jedoch spricht das Ergebnis für sich.

 

BEER schwarze-mansardenkueche-front
BEER schwarze mansarden küche Schräge
  • am 17.01.2019
    finde die schwarzen Fronten echt total schick und elegant. Super modern, ja, aber irgendwie haben sie auch was besonderes und sind nicht so kalt wie die weißen Hochglanzfronten!
    LG
    • Sonja Beer
      am 21.01.2019
      Hallo!
      Freut mich, dass Ihnen die Küchen gefallen!
      Viele Grüsse,
      Sonja Beer
  • Sebastian Werner
    am 04.01.2020
    Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Ich hab eine Frage zu PerfectSense. Und zwar scheint das Material oft in der von Ihnen kritisierten Machart als Folie mit Lackierung verarbeitet zu werden. Beispielsweise der DirectLack-Front-Typ von Ballerina. Woraus besteht denn ihre Mitarbeiter Küche genau? Und: haben sie keine negativen Erfahrungen bzgl. „Speckigkeit“ von Fenix Oberflächen gemacht?
    • Sonja Beer
      am 16.01.2020
      Hallo Herr Werner,
      über die Herstellungsverfahren anderer Küchenhersteller kann ich nichts sagen. Unsere Mitarbeiterküche ist mit PerfectSense Platten eines österreichischen Herstellers gefertigt worden.
      Was die 'Speckigkeit' betrifft:
      Dabei handelt es sich ja um einen Abrieb der Oberfläche, vor allem an Stellen, die häufig berührt werden.
      Dieser Abrieb entsteht bei allen Oberflächen im Laufe der Jahre, auch bei nicht matten Oberflächen.
      Die Frage ist, womit Sie die Perfect-Sense-Oberflächen vergleichen. Verglichen mit normalen Lackierungen oder HPL-Beschichtungen schneiden sie sicherlich schlechter ab, was den Abrieb betrifft.
      Aber im Vergleich mit der matt lackierten Folienfront oder beispielsweise auch schwarzem MDF, ist die PerfectSense um Längen besser und unserer Meinung nach gut für den Einsatz in der Küche geeignet.

      Beste Grüße,
      Sonja Beer